Pressemitteilung Köln

Kinder brauchen Klimaschutz jetzt!

**Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte**: „Die Veränderung des Klimas gefährdet auf vielfältige Weise die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen – heute schon. Die Hitzesommer und andere Extremwetterereignisse, die sich seit einigen Jahren häufen, bereiten vor allem jungen Kindern Probleme. Ändert sich jetzt nicht schnell etwas, werden die Kinder von heute in ein paar Jahren mit aller Wucht die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen mit ihrer Gesundheit bezahlen müssen.

**Naturkatastrophen**

Starkregen, Überschwemmungen, Stürme, Erdrutsche oder Lawinen treten immer häufiger und intensiver auf, wie uns der Sommer 2021 in Deutschland leidvoll vor Augen geführt hat. Kinder haben weniger Bewältigungsstrategien als Erwachsene, können Risiken schlechter einschätzen. Dies führt bei Kindern zu akuter psychischer Belastung, weil auch oft die Eltern selber stark betroffen sind. Nötige, strukturierte psycho-soziale Unterstützungsmaßnahmen nach Extremwetterereignissen fehlen meist. Das frühe Erleben von Extremwetterereignissen erhöht letztlich sogar das lebenslange Risiko für Angststörungen, Depressionen und Substanzmißbrauch.

**Hitzefolgen**

Sie sind eher als Erwachsene anfällig für Austrocknung und Hitzeschlag. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Übergewicht.
Die Fähigkeit von jungen Kindern, ihre Körpertemperatur zu regulieren, und zur Schweißproduktion ist bei ihnen noch nicht vollständig entwickelt. Dazu spielen sie häufiger im Freien und trinken selten eigenständig.

**Ozonbelastung**

Hohe Ozonwerte, wie sie in den vergangenen Jahren bereits immer wieder durch das Zusammentreffen von Abgasen und zunehmender Sonneneinstrahlung entstanden sind, können Asthma und Bronchitis verstärken oder gar auslösen.

**Pollenflug**

Die weltweite Erwärmung begünstigt das Wachstum eigentlich hier fremder allergener Pflanzen, wie etwa der Ambrosiapflanze. Das CO₂ wirkt zudem wie ein Dünger, dadurch haben wir auch mehr Pollenmasse. Zudem verlängert sich der Pollenflug - etwa von Birken. Allergisch veranlagte Kinder können hierdurch noch eher Allergien und Asthma entwickeln oder leiden länger am Pollenflug.

**Krankheitsüberträger**

Durch die zunehmende Mobilität von Menschen und Waren können exotische Insekten und Parasiten importiert werden und wegen des wärmeren Klimas auch bei uns überleben..
So taucht die Asiatische Tigermücke inzwischen auch in Baden-Württemberg und Thüringen auf. Sie kann diverse Viren übertragen, darunter auch das Zika-, Chikungunya- und Dengue-Virus. Auch kann die Culex Mücke in Deutschland das West-Nil Virus übertragen.
Die Symptome von Infektionen mit dem Zika-, Chikungunya, West-Nil- oder Dengue-Virus reichen von Abgeschlagenheit, Fieber, Hautausschlag und Gelenkschmerzen bis hin zu neurologischen Beeinträchtigungen wie Verwirrung und zeigen sich im Allgemeinen als sehr unspezifisch. Dies macht es für Ärzte schwierig, dies zu diagnostizieren – besonders, weil diese Erkrankungen bislang hierzulande nicht vorkamen.

Neben Mücken profitieren auch Zecken von den wärmeren Wintern und längeren Sommermonaten und können sich weiter ausbreiten. Zecken übertragen Borreliose und FSME – eine Form der Hirnhautentzündung.

Höhere Temperaturen können außerdem in Seen und in der Ostsee zu Algenblüten durch Cyanobakterien (Blaualgen) führen, was Hautreizungen verursachen kann. Darüber hinaus wird die Erwärmung der Ostsee voraussichtlich das Risiko von Vibrio-Infektionen erhöhen. Vibrio-Bakterien können Wundinfektionen oder Durchfall auslösen.

**Fazit: Jetzt handeln!**

Wir können nicht zulassen, dass die Gesundheit der künftigen Generationen durch den Klimawandel gefährdet wird. Wir appellieren an die künftige Bundesregierung, alles Notwendige dafür zu tun, die verursachenden Treiber des Klimawandels zu begrenzen, aber auch ganz konkret Kinder und Jugendliche vor den Gefahren durch den Klimawandel zu schützen. Dafür müssen ab sofort verbindliche Hitzeschutzaktionspläne und Katastrophenschutzpläne geschaffen werden.“




Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)

Mielenforster Str. 2
51069 Köln
Telefon: 0221 - 68 909 26
E-Mail: info@bvkj.de

Präsident: Dr. med. Michael Hubmann
Bundespressesprecher: Jakob Maske
Bundespressesprecherin: Dr. med. Tanja Brunnert

Pressekontakt

Bundespressesprecher*innen:

Jakob Maske
jakob.maske@noSpam.uminfo.de
Dr. Tanja Brunnert
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Referent Gesundheitspolitik

Simon K. Hilber
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